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2022/09/28
Market Insight mit Jon Duncan - Sind risikobereinigte Renditen mit positiven Auswirkungen wünschenswert und erreichbar?

Die laufende Berichterstattung über Greenwashing hat zu einer grossen Skepsis im Hinblick auf nachhaltiges Investieren oder Impact Investing geführt. In seinem Juni-Special erklärte der Economist, dass das Akronym „ESG“ für „Exaggerated Superficial Guff“ (übertriebener oberflächlicher Quatsch) stehe und warnte, dass drei Buchstaben „den Planeten nicht retten werden“. Er ging sogar noch weiter und erklärte, dass nachhaltiges Investieren und Woke-Kapitalismus die Anleger in unterdurchschnittliche Renditen führten. Da die Kontroverse heiss läuft, ist es vielleicht ein guter Zeitpunkt, um die Frage „sind risikobereinigte Renditen mit positiven Auswirkungen wünschenswert und erreichbar?“ wieder aufzugreifen. 

Ein sich verändernder Kontext
In den letzten drei Jahrzehnten wurde der Kontext des Kapitalismus durch die tiefgreifende Erkenntnis geprägt, dass die biophysikalischen, sozialen und marktwirtschaftlichen Systeme miteinander verknüpft sind. Diese systemische Sichtweise basiert auf einem globalen wissenschaftlichen Konsens, sozialer Notwendigkeit und wirtschaftlicher Realität. Nach der globalen Finanzkrise wurde der Rat für Finanzstabilität (Financial Stability Board, FSB) gegründet, um sowohl endogene Marktrisiken (das heisst Risiken, die von den Märkten selbst ausgehen, wie zum Beispiel die Subprime-Krise) als auch exogene Marktrisiken (das heisst Risiken, die von ausserhalb des Marktsystems ausgehen, wie zum Beispiel der Klimawandel) zu bewerten. Das Ausmass des Klimarisikos führte dazu, dass der FSB die Veröffentlichung der Task Force on Climate-Related  Financial Disclosures überwachte und Klima-Stresstests für Zentral- und grossen, systemrelevanten Banken forderte . Da das Konzept des exogenen Risikos immer besser verstanden wird, sind die Marktregulierungsbehörden dazu übergegangen, das Marktsystem zu ermutigen, langfristige Risiken für die nachhaltige Entwicklung proaktiv anzugehen. In der EU-Taxonomie für eine grüne Wirtschaft  wird beispielsweise dargelegt, welche wirtschaftlichen Aktivitäten auf kohlenstoffarme, ressourceneffiziente und sozial integrative Ergebnisse ausgerichtet sind. Um die Ausrichtung zu verstärken, hat die EU Corporate Sustainability Reporting  Standards (CSRD) sowie Offenlegungsstandards für die Nachhaltigkeitskriterien von Finanzprodukten   (SFRD) eingeführt und gewährleistet durch Mifid II, dass Nachhaltigkeitspräferenzen von Kunden und Risiken als Grundlage zur Sicherstellung der Produkteignung genutzt werden.