Back

Aktualität

2018/06/13
«Millennials verändern das Investitionsverhalten»

Herr Welti, wer sind die Millennials und wieso werden sie wichtiger?

Millennials wird die Gene­ration genannt, die etwa zwischen 1990 bis 2000 geboren wurde. Sie sind heute zwischen 20 und 30 Jahre alt und werden in den kommenden Jahren oft die Familien­vermögen erben können, welche von den Baby­boomern erar­beitet wurden. Weil die Millennials parallel auch die so genannten Digital Natives sind, werden diese Gemein­sam­keiten für die Vermö­gens­planung und zukünf­tigen Familien­struk­turen von Relevanz sein.

Was wir sich mit den Millennials ändern?

Für die Babyboomer war es wichtig, physische Güter wie Eigenheim, Ferien­haus oder Auto zu akkumu­lieren. Dagegen sind Millennials und Digital Natives eher inte­ressiert, neue Erfah­rungen zu sammeln, neue Orte zu bereisen, im Ausland zu arbeiten oder ganz einfach ihre Grenzen zu testen. Über ihre Erfah­rungen und Erkennt­nisse tauschen sie sich gerne Online und via Social Media aus. Ob dies gut oder schlecht sein mag, ist nicht die Frage, sondern was dies für die Finanz­industrie bedeutet. Ganz speziell betrifft das Kunden wie Entre­preneurs oder die Super­reichen (Ultra High Net Worth Indi­viduals, UHNWI). Die aktuelle Kunden­gene­ration muss sich über­legen, wie die Familien­vermögen vererbt werden, wie sie die Nach­folge­planung inner­halb der Firma und der Familie orga­ni­sieren wollen. Dies bedeutet eine grosse Umschichtung der Vermögen an die Millen­nials-Gene­ration, welche komplett andere Mass­stäbe und Inte­ressen hat als die heutige Finanz­industrie.

Was heisst das nun für die Banken?

Die Banken werden Kunden gegen­über­stehen, welche einen hohen Grad an Infor­mationen über das Internet zur Verfügung haben. Sie werden oft sogar besser informiert sein als die durch­schnitt­lichen Bank­berater. Diese werden immer weniger Zeit haben, um sich auf die Kunden­gespräche vorzube­reiten und den spezi­fischen Kunden­bedürf­nissen zu widmen. Typischer­weise werden bei den Gross­banken die Anzahl Kunden per Kunden­berater weiter erhöht, da durch zuneh­mende Techno­logie­sierung innerhalb der Bank Zeit gespart werden kann. Die zusätz­liche Zeit sollte eigentlich für die inten­sivere Betreuung, Bedürf­nis­abklärung und Ausar­beitung von Lösungen investiert werden. Allerdings ist dies immer weniger der Fall: Während grössere Banken versuchen, die Effizienz zu steigern und dem Berater mehr Kunden zuzu­teilen, versuchen die als Boutique aufge­stellten Privat­banken den Kunden ganz­heit­licher zu unter­stützen.

Dementsprechend müssen die Banken für die Verände­rungen bereit sein: Der Gene­rationen­wechsel hat begonnen, die Baby­boomer verlangen mehr und sind dank dem Einfluss der Millennials besser informiert als vor zehn Jahren. Demnach wir der Anspruch an die Banken expo­nentiell steigen. Dabei muss sich jedes Finanz­institut entscheiden, entweder Inno­vationen im Service-Modell oder im techno­logischen Bereich zu bringen. In beiden Fällen geht es um die soge­nannte «User Experience» (Nutzer­erfahrung).