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2021/06/14
Market Insight mit Frédéric Le Hellard - Digitalisierung der vermögensverwaltung

Banken und technologie

Die Finanzbranche war sich des technologischen Fortschritts schon immer sehr bewusst. Obwohl die IT im letzten Jahrhundert zunächst in der Wissenschaft, der Luft- und Raumfahrt und dem Militär ihren Siegeszug antrat, fanden die grossen Technologieträger sehr schnell Abnehmer für ihre imposanten Mainframes in den Banken. Seit den 1980er Jahren ermöglicht das Interbanken-Austausch-Netzwerk SWIFT schnelle, papierlose Transaktionen. Ab Ende der 1990er Jahre setzten sich Handels- und Discount-Brokerage-Sites spektakulär durch. Dann entwickelten alle Retail-Banken ihre eigenen Websites. Diese technologischen Entwicklungen haben die Bankenlandschaft und die den Kunden angebotenen Dienstleistungen geprägt. Keine Retail-Bank kann heute ohne ein seriöses Online-Angebot überleben. In wenigen Jahrzehnten wurden dank kontinuierlicher und erheblicher Investitionen grundlegende Bankfunktionen wie Kontoführung, Zahlungen oder Wertpapiertransaktionen entmaterialisiert, automatisiert und beschleunigt. Dadurch wurde der Bedarf an Mitarbeitenden in Back-Offices und Support-Funktionen stark reduziert. 

Dieses hohe Mass an Nutzung von und Investitionen in digitale Technologien in Kombination mit einem restriktiven regulatorischen Umfeld erklärt grösstenteils, warum die Finanzbranche (noch?) nicht wesentlich durch den Eintritt neuer Technologieanbieter gestört wurde. Es stimmt, dass Banken, vor allem Retail-Banken, unter starkem Druck von Fintechs stehen. Das betrifft die Leistungsfähigkeit der von ihnen angebotenen Dienstleistungen wie schnelle Transaktionen und Druck auf die Transaktionsgebühren oder die Benutzerfreundlichkeit wie intuitive Oberfläche und vollständig digitales Onboarding. Aber es ist noch nicht so weit, dass sich die Branche grundlegend verändern muss.